Klimawandel und Menschenrechte

Dass die Veränderung des Klimas zu schmelzenden Polkappen, steigendem Wasserspiegel, längeren Dürreperioden und vermehrten Extremwetterereignissen führt, wurde in den letzten Jahren weltweit ausführlich diskutiert und ist inzwischen einer breiten Bevölkerungsschicht bekannt.
Die menschliche Dimension des Klimawandels rückt dagegen erst seit kurzem ins Blickfeld der Öffentlichkeit.

„Existenzielle Menschenrechte, wie das Recht auf Wohnen, Nahrung, Wasser und Gesundheit werden in Zukunft immer stärker durch zunehmende Ernährungsunsicherheit und extreme Wetterereignisse gefährdet sein“, stellte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Navanethem Pillay im Februar 2009 klar.

Aber der Einfluss des Klimawandels auf die Menschenrechte ist kein Zukunftsszenario, in vielen Ländern der Welt verlassen die Menschen bereits heute ihre seit Jahrhunderten angestammten Lebensräume, weil z.B. durch länger anhaltende Dürreperioden die Nahrungs- und Lebensgrundlagen einfach nicht mehr vorhanden sind. Damit einher geht für die durch Hunger und Durst geschwächten Menschen in vielen Fällen auch eine extreme Verschlechterung der gesundheitlichen Situation. Und wieder einmal trifft das die ohnehin schon wirtschaftlich schwachen Staaten am stärksten.

Mit einem Zuviel an Wasser sehen sich dagegen die Inselstaaten Asiens und Ozeaniens konfrontiert. Tausende Inseln sind aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels akut vom Untergang bedroht. Schon heute müssen ganze Bevölkerungen evakuiert werden. Zurück bleiben ihre Heimat und ihre kulturellen Wurzeln. Dabei haben diese Staaten am wenigsten zur globalen Erwärmung beigetragen.

Allerdings werden sich auch in den Industriegesellschaften die Lebensbedingungen einschneidend verändern. So stehen z. B. die Niederlande vor ähnlichen Problemen wie die Inselstaaten, allerdings haben sie das Geld und die technischen Möglichkeiten, etwas dagegen zu unternehmen. Bereits heute liegt ein Viertel des Landes unterhalb des Meeresspiegels, und laut Studien muss man sich auf einen Anstieg des Meeres um bis zu 1,30 m in den nächsten Jahrzehnten einstellen. Die Gegenmaßnahmen werden die Niederlande für lange Zeit 1,5 Milliarden Euro jährlich kosten. Und trotzdem werden auch hier nicht alle in ihrer Heimat bleiben können.

Norddeutschland wird sich gleichfalls diesem Szenario stellen müssen und den damit verbundenen Kosten.
So veranschlagt der „Generalplan Küstenschutz Bremen-Niedersachsen“ in den nächsten 10 Jahren rund 600 Mill. EUR.

Kurz vor dem Klimagipfel im Dezember in Kopenhagen zeigen aktuelle Zahlen, wie dramatisch die Situation ist. Selbst mit radikalen Maßnahmen kann jetzt nur noch mühsam erreicht werden, dass sich der durchschnittliche Temperaturanstieg aufgrund des Klimawandels auf ein moderates Maß bei 2°C einpendelt. Dazu wird allerdings ein konsequentes Vorgehen nötig sein.

Mit den Umwelt Tagen 2009 will der Verein ÖkoStadt Bremen das Spannungsverhältnis zwischen Klimawandel und Menschenrechten in das Bewusstsein der Bremer Bevölkerung rücken und zeigen, welche Lösungsmöglichkeiten es gibt. Noch haben wir unsere Zukunft selbst in der Hand.

Der einzige Weg zur Lösung eines globalen Problems sind weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat vielmehr lokale Wurzeln.

Dr. Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1993